Die Rechenmeister (und das neue Rechnen) - Anfang 

Die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus (1451 – 1506) im Jahr 1492 ist vielen Menschen bekannt. Zu Kolumbus´ Zeiten veränderte sich der Handel zunehmend. In der Zeit zuvor dominierte der Tauschhandel, Ware gegen Ware. Nun entwickelte sich ein um­fangreicherer Fernhandel bei dem erheblich mehr Waren gegen Geld gehandelt wurden. Es entstanden infolgedessen neue Handelszentren, wie die Hansestädte oder auch Augsburg, Nürnberg und Ulm.

Die Handelsbeziehungen erforderten somit umfangreicheres Rechnen, speziell von den Kaufleuten. In Mitteleuropa, dem sogenannten Abendland, wurden überwiegend die römi­schen Zahlzeichen verwandt. Das Aufschreiben der Zahlen gelang relativ einfach, aber Möglichkeiten des schriftlichen Rechnens fehlten. Aus unserer heutigen Sicht bezeichnen wir das römische Zahlsystem als ein nichtdezimales System, dem auch noch die Ziffer Null fehlt.

Die Grundrechenarten wurden im Herrschaftsgebiet der Römer mit dem römischen Abakus durchgeführt. Die Abbildung 0.1 am Anfang des Buchs zeigt Varianten zum römischen Aba­kus (1), in der Mitte der Abbildung der Rechengeräte sieht man das russische Gerät (stschoty genannt), und um das stschoty sind die Rechengeräte aus China (Suan Pan genannt) und aus Japan (Soroban genannt) angeordnet. Das waren wichtige Rechengeräte, bevor sich das Dezimalsystem der Zahlen durchsetzen konnte. Heute werden diese Rechengeräte nur noch spielerisch genutzt.

Die neuen Anforderungen an das Rechnen bewirkten die Weiterentwicklung der Mathema­tik. Es bildeten sich zwei neue Berufsgruppen heraus, die theoretisch arbeitenden Mathe­matiker an Universitäten und die praktisch arbeitenden Rechenmeister. Es sind die Re­chenmeister, die ab Ende des 15. Jahrhunderts und besonders im 16. Jahrhundert mit ihren Tätigkeiten viele Menschen zum besseren Rechnen befähigten.

 

Die Rechenmeister

Der Begriff „Rechenmeister“ umfasst mehrere Gruppen von Menschen und führt über das Anliegen dieses Beitrages hinaus. Der Begriff beschreibt nach dem Wörterbuch der Gebrüder Grimm drei Gruppen von Menschen:

 

1. beamter, vorsteher eines rechenamtes, einer rechenkammer: rechenmeister, oder schaffner und verwalter ...
                                        2. rechenmeister, arithmeticus, arithmetices doctor, rationator …

3. meister in der rechenkunst: es (mein erlangtes vermögen) machte mich zu einem perfecten rechenmeister …

 

Im Grimm´schen Wörterbuch werden zur zweiten Gruppe als Beispiel Johann Albert (1488 – 1558), Rechenmeister zu Wittenberg und sein Rechenbuch angeführt. Der folgende Bei­trag legt den Schwerpunkt auf den „arithmeticus“ gemäß dem 2. Schwerpunkt und damit auf Johann Albert und seine Zeitgenossen.

Diese Berufsgruppe bildete sich in allen Ländern des sogenannten Abendlandes heraus, Beispiele sind:

 

                               Nicola Tartaglia (1500? – 1557), italienischer Rechenmeister.

                                       Robert Recorde (1510 – 1558), englischer Rechenmeister.

                               Pierre Savonne (um 1525 – 1592?), französischer Rechenmeister.

                               Hans Grimm (gest. 1692), schwedischer Schreib- und Rechenmeister.

Im Sinne dieser Berufsgruppe sind für die Gescichte von Erfurt vier Rechenmeister wichtig:
   
                                                                                                                    Adam Ries (1492 - 1559)
                                                                                                                    Heinrich Schreyber (vor 1496 - 1525)
                                                                                                                    Nikolaus Felner (um 1500 -1564)
                                                                                                                    Johann Weber (um 1530 - 1595)

(Übersicht zu Erfurter Persönlichkeiten, die durch ihre Tätigkeiten als Rechenmeister bezeichnet werden können: Erfurter Rechenmeister).

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